Maria del Mar Bonet / Litus / Diego Piñera (12/2010)

Maria del Mar Bonet
Bellver
Picap / galileo mc

Maria del Mar Bonet ist die bekannteste Liedermacherin der katalanischsprachigen Welt und steht seit 1966, als sie von Mallorca nach Barcelona zog und sich der Liedermachertruppe „Els Setze Jutges“ anschloss, auf der Bühne. Zunächst nur von ihrer Gitarre begleitet, vergrößerte sich das Instrumentarium über die Jahre und gipfelte im Jahr 2007 in einem Projekt mit dem Symphonieorchester von Vallès, dessen Part, auf der vorliegenden CD eingespielt im Schloss Bellver in Palma, vom Symphonieorchester der Balearen „Ciutat de Palma“ übernommen wird. Darum gebeten, aus ihrem Repertoire die „mediterransten“ Titel herauszusuchen, machte sich Bonet, die schon oft die Musikkultur anderer Mittelmeeranrainerstaaten erkundet hat, an die Arbeit. Eigene Kompositionen, aber auch Lieder aus Griechenland, Italien, Katalonien und der Türkei wurden ausgewählt und neu arrangiert.

Das Album beginnt mit einem Stück des türkischen Komponisten Zülfü Livanelli, ins Katalanische übersetzt vom Valencianer Albert García, der insgesamt acht der 15 Titel mit Textadaptionen oder eigenem Text versehen hat, die im opulenten Booklet dreisprachig abgedruckt sind. Es folgt mit „A la platja“ ein „Gassenhauer“ von Mikis Theodorakis, der auch in Deutschland nicht unbekannt ist. Oft gehen Musik und Text aus verschiedenen Regionen/ Ländern eine Verbindung ein, wie in „Tots dos ens equivocàrem“, wo türkische Musik auf einen Text aus Ibiza trifft; gesungen wird durchgängig auf Katalanisch. Die Texte sind sowohl traditionell als auch modern, wobei sie dann überwiegend von Umweltproblemen am Mittelmeer („Desde Mallorca a L’Alguer“) handeln bzw. den Schutz der kleinen Baleareninsel Sa Dragonera („Les Illes“) fordern.

Ob mallorquinische Jota, neapolitanisches Lied oder griechischer Folksong, die symphonischen Arrangements passen sich wunderbar der Grundstimmung des Originals an, von fröhlich beschwingt in „Abril“ bis tieftraurig im katalanischen Klassiker „La dama d’Arago“. Als Mallorquinerin hat Bonet natürlich auch eine Hymne an ihre Insel mit ins Programm genommen, „La balanguera“, mit einem Text des katalanischen Dichters Joan Alcover. Kein Album zum Nebenbeihören, auf diese Stücke muss man sich einlassen.

Litus
Maleta de pedres
Laura R. Perkins Records

In die Fußstapfen der großen katalanischen Liedermacher tritt Litus, der eigentlich Carles Ruiz Bosch heißt. Sein Folkpoprock klingt zwar weniger protestlerisch als die Lieder von Lluís Llach & Co., aber auch seine Texte sind oft politisch. Mit „Maleta de pedres“ legt der 29jährige Sänger aus Terrassa sein zweites Soloalbum vor, auf dem er neben neuen Liedern und Produktionen für andere Künstler (so den Bolero „Como el humo“ aus einem Theaterstück) auch einige Neubearbeitungen von Stücken mit seiner früheren Gruppe „Mutis“ präsentiert. Neben in Katalonien bekannten Gastmusikern singt Beth mit Litus ein katalanisches Duett seines Songs „Al sur del cielo“ („Al sud del cel“). Insgesamt schöner Folkpop mit nachdenklichen Momenten.

Diego Piñera
„Forward“
Perro andaluz/ Octason

Uruguay ist ein kleines Land, besitzt aber gleichwohl eine quirlige Musikszene (natürlich auch wegen der Nähe zu Buenos Aires). Nicht nur bekannte Liedermacher – Daniel Viglietti – und Rockbands – La Vela Puerca – kommen dort her, auch die Jazzszene blüht mit Musikern wie dem Geiger Federico Britos. Aus diesem Grund orientieren sich viele Musiker recht schnell ins Ausland. Auch der Schlagzeuger Diego Piñera hat sich erst einmal von seiner Heimat verabschiedet, ohne allerdings den Kontakt zu verlieren. Er studierte am Berklee College in Boston sowie in Havanna und Leipzig und lebt heute in Berlin. Mit „Forward“ legt er nun sein zweites Album vor, das er wie schon seine erste Produktion in Montevideo aufgenommen hat, diesmal mit Popo Romano am Bass und Pablo Marichal am Klavier. Eddy Porchile steuert auf zwei Titeln sein Saxophon bei (mehr hätte nicht geschadet!).

Die Musik bewegt sich zwischen Modern- und Latin-Jazz, sie swingt und ist lebendig, manchmal melodiegetragen („Princesa“) oder vom Funk geprägt („Funky lady“). Die einzige Version eines „Hits“ – „Insensatez“ von Jobim – wirkt angenehm zurückgenommen. Naturgemäß spielt Piñeras Schlagzeug eine Hauptrolle, manchmal hätte man sich aber „echte“ Soli gewünscht, da die immer gleiche Begleitung auf Dauer nervig wirkt (z.B. in „Forward“). Insgesamt aber ein interessantes Album zum Mitswingen.

Cover: amazon