El último aplauso / Buenosaurios (09/2010)

Diverse
El último aplauso – Life is a tango
enja 9195

Tango ist zeitlos und seine Sänger sind es auch. Normalerweise singen sie mit Leidenschaft bis ins hohe Alter ihre Lieder (und müssen es oft auch, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten). So hatten es sich auch Inés Acre, Horacio Acosta, Walter Barberis und einige Kollegen vorgestellt, die zur Stammbesetzung der legendären Bar „El Chino“ im Viertel Pompeya von Buenos Aires gehörten. Doch dann verstarb im Jahr 2002 plötzlich der Besitzer „El Chino“ und die Bar wurde übernommen. Die 60 bis 80jährigen Musiker, die teils über 20 Jahre dort gespielt hatten, verloren ihren Halt und zogen sich deprimiert ins Privatleben zurück, teilweise ohne zu wissen, wovon sie leben sollten. Glücklicherweise hatte der in Deutschland lebende argentinische Filmemacher Germán Kral – fasziniert vom Ambiente der Bar – 1999 begonnen, das Geschehen in der Bar und das Leben der Sänger filmisch zu begleiten. Bei weiteren Besuchen setzte er die Filmarbeiten fort und schaffte es im Jahr 2006 sogar, die alten Sänger gemeinsam mit dem jungen „Orquesta Típica Imperial“ in der Bar sowie in einem Konzertsaal zu versammeln und sie zu filmen.

Das Ergebnis hören Sie auf diesem Soundtrack zum gleichnamigen Film. Neben Tangoklassikern von Carlos Gardel („Volver“), Aníbal Troilo („Desencuentro“) u.a. haben die Sänger auch unbekanntere Stücke ausgewählt, die sie voller Leidenschaft interpretieren, genial begleitet vom jungen Orchester und bearbeitet vom musikalischen Direktor, dem Gitarristen Luis Borda. Die Zeitspanne der hier versammelten Tangos reicht von 1915 bis 1967, ergänzt um zwei neue Titel des Orchesters, und die Interpretation atmet den Geist jener Zeit, versprüht Sentimentalität und Verzweiflung. Tango in seiner Reinform!

Acho Estol
Buenosaurios – Leyendas de la noche de los tangos
galileo mc 034

Gar nicht „rein“ ist der Ansatz, den Acho Estol für die „Tangos“ seines zweiten Soloalbums „Buenosaurios“ wählt. Schon mit seiner Band „La Chicana“ hatte er die Musik und die Texte der Tangos modernisiert. Jetzt kreiert er eine Fusion seiner breiten musikalischen Prägung, die von psychedelischem Rock über Popmusik bis hin zur Folklore seiner Heimat reicht. Konsequenterweise kommen die Sänger seiner Titel, u.a. Juan Vattuone, Ariel Prat und der Filmstar Rodrigo de la Serna, oft aus der Rock- oder Folkloreszene.

In seinen 16 Moritaten dreht es sich oft um „düstere“ Themen – Gespenster, nächtliche Eskapaden, Deserteure, Huren etc. – die aber fröhlich ironisch abgehandelt werden. Und auch die Musik ist nicht düster: von afrikanischen Rhythmen bis zu rockigen Gitarren findet sich alles, immer durchtränkt vom Klang und Geist des Tangos.

Cover: amazon