Malva-was?

Weine aus Chardonnay, Riesling oder Sauvignon Blanc hat jeder schon einmal getrunken. Die finden sich in fast jedem Restaurant und kein Weinladen kommt ohne sie aus. Aber es gibt Rebsorten, die kaum jemand in Deutschland kennt. Viura oder Malvasia zum Beispiel. Dabei werden sie in Spanien schon seit Jahrhunderten kultiviert. Gerade die Viura gehört zu den klassisch spanischen Rebsorten. Und die Bodegas Muga gehören zu den Weingütern, die traditionellerweise klassisch spanische Weine herstellen. Das Weingut selbst ist schon seit fast einem Jahrhundert eine Institution im spanischen Weinbau. Es befindet sich direkt am alten Bahnhof in Haro, dem Weinbauzentrum der Rioja. Hier kommen die technischen Errungenschaften moderner Önologie genauso zum Einsatz wie das Wissen der mehr als einhundert Jahre alten Weinbauerfahrung. Das Weingut ist eines der wenigen, das noch immer all seine Gebinde aus Holz in der hauseigenen Küferei herstellt. So findet die komplette Weinbereitung ganz traditionell in Holzfässern statt. Mit Erfolg: Viele der Muga-Weine haben Weltruf und das Weingut wird in Fachkreisen als Repräsentant spanischer Weinkultur gehandelt.

Wein Muga Blanco, Rioja
Muga-Weine haben Weltruf

Dabei sind Muga-Weine schon für unter zehn Euro zu haben – können aber bis zu 120 Euro kosten. Eines der Flagschiffe am unteren Ende der Preisskala ist der Muga Blanco Rioja, eine Cuveé aus: Viura und Malvasia! Die Viura-Traube ist die wichtigste Rebsorte unter den Weißweinen in der Rioja. Rund 15 Prozent der Anbaufläche sind hier mit ihr bepflanzt. Meist werden leichte, erfrischende Weine aus ihr gekeltert, die jung trinkbar sind und eine angenehm präsente Säure haben. Die Rebsorte eignet sich aber ebenso zur Herstellung sehr körperreicher Weine. Malvasia wird gerade einmal auf einem Viertel Prozent der Rebfläche in der Rioja kultiviert. Diese gelb-rötliche Traube, die ursprünglich aus Griechenland stammen soll, steht für intensiven Geschmack, kräftige Säure und eine geschmeidige Konsistenz. Malvasia nimmt beim Fassausbau sehr gut das Vanillearoma des Barriques an. Gemischt mit Viura bildet diese Rebsorte die Grundlage für die großen, fassausgebauten weißen Riojas. Dabei wurden noch bis vor einigen Jahrzehnten eher schwere süße Weine aus ihr vinifiziert.

Der Muga Blanco Rioja 2013 steht für beides: Leichtigkeit und Körperreichtum. Die Cuveé betört schon durch ihre Farbe. In einem herrlich zarten Gelb fließt sie mit hellen Reflexen, die zwischen Grün und Silber changieren, ins Glas. Dabei offenbart sie ihr schlankes, frisches Bukett, das an Zitrusfrüchte, Blumen und Gräser erinnert. Zugleich ist dieser junge Wein am Gaumen herrlich fruchtig, aber eben zugleich opulent. Leichte Anklänge an Vanille- und Röstaromen verraten den kurzen Barrique-Ausbau in den Muga-Fässern (ungefähr ein Vierteljahr). Ein herrlicher, sehr individueller Wein, mit einem lang anhaltenden, frisch-körperreichen Nachhall. Ein Wein, der uns neben seinem fabelhaften Geschmack noch etwas vermittelt: Chardonnay und Co. sind toll – aber es wird höchste Zeit, mal etwas Neues kennenzulernen!

Text: Lars Borchert
Foto: Bodegas Muga

Lars BorchertText + Fotos: Lars Borchert

Über den Autor: Lars Borchert ist Journalist und schreibt seit einigen Jahren über Weine aus Ländern und Anbauregionen, die in Deutschland weitestgehend unbekannt sind. Diese Nische würdigt er nun mit seinem Webjournal Der Wein-Vagabund. Auf caiman.de wird er ab jetzt jeden Monat über unbekannte Weine aus der Iberischen Halbinsel und Lateinamerika berichten.