Rodrigo y Gabriela und Miguel Zenón (06/2008)

Rodrigo y Gabriela
Rodrigo y Gabriela
Rubyworks

Die Treppe zum Himmel ist, musikalisch betrachtet, fertig gestellt. Was Led Zeppelin 1971 mit ihrem Song „Stairway to heaven“ begonnen haben, führen Rodrigo y Gabriela nun zu einem genialen Ende. Ihre Version des Klassikers, gespielt auf zwei akustischen Gitarren, läßt alle anderen bisher bekannten Cover weit hinter sich. Sie versprüht südamerikanisches Feuer, gepaart mit virtuosem und gleichzeitig groovigem Spiel. Gut, dass sich das mexikanische Musikerpärchen eines Tages entschloss, die Heavy-Metal-Band Tierra Acida zu verlassen und als Duo auf Tour zu gehen. Dass sie in Europa zunächst als Straßenmusiker ihr Geld verdienen mußten, bewerten sie heute positiv, denn niemand ist schwerer zu fesseln als vorbei laufende Passanten.

Die Schnelligkeit ihres Spiels erinnert an Paco de Lucia, ihre Virtuosität an Ulf Wakenius, ihre Rhythmusimprovisation auf den Gitarrenkörpern an die südfranzösischen Rumberos. Im Waschzettel wird ihre Musik mit Begriffen wie „Akkordgewitter“ oder „Gitarrenfeuerwerk“ beschrieben und ausnahmsweise übertreiben die Texter nicht. Die Kraft ihrer Musik haben sie eindeutig aus ihrer Heavy-Metal-Zeit mitgenommen und tatsächlich covern sie auch gerne Titel solcher Bands, hier z.B. „Orion“ von Metallica. Play loud!

Miguel Zenón
Awake
Marsalis Music

Streicher sind das erste, was man auf dem neuen Album von Miguel Zenón zu hören bekommt, doch dann setzt umgehend sein Altsaxophon ein und führt uns in die Gedankenwelt des puertorikanischen Musikers. „Awakening (prelude)“ heißt der ruhige erste Titel, der später noch als inter- und postlude auftaucht und bezieht sich auf den Prozeß, als Zenón sich über seine musikalischen Prioritäten klar wurde. Das wunderbar harmonisierende Quartett Zenón am Saxophon, Hans Glawischnig am Bass, Luis Perdomo am Piano und Schlagzeuger Henry Cole, spielt sich durch schnelle und komplexe Titel (z.B. „Camarón“, eine Hommage an den gleichnamigen Flamencosänger), bei denen eine Melodie gleichzeitig in verschiedenen Rhythmen funktioniert.

Aber auch die langsameren Titel wie „The missing piece“ oder „Santo“ belegen die emotionale Kraft und technische Brillanz des Quartetts. Seine Heimat Puerto Rico, die Zenón auf dem Vorgängeralbum „Jibaro“ musikalisch genial verarbeitet hat, spielt auf „Awake“ keine Rolle. Das Album ist ein neuer Abschnitt in der Karriere des jungen Saxophonisten. Moderner Jazz at its best!

Fotos: amazon