Hommage an das Rebhuhn

100 Prozent Tempranillo, 100 Prozent pure Rioja – das ist die Reserva ‚Viña Perdiz’ des traditionsreichen Weinguts Bodegas Palacio aus dem Herzen der Rioja. Unter Weinkennern gilt die 120 Jahre alte Bodega sogar als legendär, weil sie schon Maßstäbe in Spaniens bekanntester Weinbauregion setzte, als es die meisten der heutigen renommierten Bodegas noch nicht einmal gab. Die Weinberge liegen in den besten Lagen der Rioja und der Keller gehört mit mehr als 12.000 Fässern zu den größten auf der Iberischen Halbinsel.

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Bodegas Palacio Rioja Reserva ‚Viña Perdiz‘ 2008

Mit der Edition Viña Perdiz hat die Bodega den in der Rioja unter Weinmachern besonders beliebten Rebhühnern eine Hommage gewidmet. Denn dort betrachtet man sie als einen Indikator für ein gesundes Umfeld im Weinberg. Die Entscheidung, diesen Wein zu 100 Prozent aus Tempranillo zu vinifizieren, ist eine weitere Hommage – an die älteste aller spanischen autochthonen Rebsorten. Zugleich ist sie die Hauptrebsorte der Rioja. Untersuchungen ergaben, dass es sich bei Tempranillo um eine Kreuzung der weißen Rebsorte Albillo Mayor mit der roten Benedicto handelt.

Der Name leitet sich vom Wort temprano ab. Tempranillo heißt deswegen so, weil die Beeren kleiner sind und etwas früher reif werden. Die dickhäutigen Schalen helfen dabei, dunkle, langlebige Weine zu erzeugen. Sie verleihen dem Wein seine kräftige Struktur und seinen duftig-intensiven Charakter. Die Weine haben ein großes Reifepotential im Holz und zeichnen sich durch ihre weichen Tannine aus. Ihr besonderer Charakter kommt vor allem durch den Ausbau im Eichenfass zur Geltung. Das trifft auch auf die Reserva ‚Viña Perdiz’ zu. Der Ausbau in den 225 Liter-Barriques aus amerikanischer und französischer Eiche dauerte ein Jahr, auf den weitere zwei Jahre Flaschenreife folgten.

Es lohnt sich, diesen Wein einige Zeit atmen zu lassen. Dann entsteigen dem Glas ganze Wogen üppiger Aromen. So intensiv, dass es zuerst schwer fällt, sie zu einordnen. Aber ganz sicher sind darunter Anklänge an dunkle Beeren, rote Kirschen, Tabak und feinste Gewürze, vor allem Nelken. Am Gaumen präsentiert sich eine erstaunliche Fülle mit herrlich saftigen und reifen Walbeerennoten, Wacholder und grüner Paprika. Zugleich erinnert der Wein an Pflaumenmus, und einen Sud aus Kardamom und Nelken, Lavendel, Rosmarin und Thymian. Seine Gerbstoffe sind ganz zart, ganz weich präsent und werden vermutlich in den kommenden Monaten weiter abschmelzen. Zum Schluss beeindruckt ein leichter, angenehmer Abgang mit zart rauchigen Noten.

Viva la Rioja!

Lars BorchertText + Fotos: Lars Borchert

Über den Autor: Lars Borchert ist Journalist und schreibt seit einigen Jahren über Weine aus Ländern und Anbauregionen, die in Deutschland weitestgehend unbekannt sind. Diese Nische würdigt er nun mit seinem Webjournal Der Wein-Vagabund. Auf caiman.de wird er ab jetzt jeden Monat über unbekannte Weine aus der Iberischen Halbinsel und Lateinamerika berichten.