Blaues Wunder Pazifik

Unendliche Weiten, Korallenriffe und riesige Nahrungsgründe, aber auch Erdbeben, Vulkanausbrüche und heftige Wirbelstürme. Von Vulkanen im 40.000 Kilometer langen Feuerring umzogen, zwingt der größte und tiefste Ozean der Welt seine Bewohner zu fantasiereichen Überlebensstrategien.

Rotfeuerfisch
Der Pazifische Rotfeuerfisch geht nachts auf Beutefang. Die stacheligen Strahlen seiner Rückenflosse enthalten ein starkes Gift. / © ZDF/Scott Snider

In zwei Teilen liefert die in Ultra-HD gefilmte Dokumentationsreihe neue Einblicke in die Lebenswelt des Pazifiks, der ein Drittel der Erdoberfläche einnimmt. Mehrere Kamerateams waren monatelang bekannten und bislang weniger erforschten Tierarten auf der Spur und wurden Zeugen faszinierender Naturphänomene.

Teil 1: Paradies und Hölle

TV / ZDF: Sonntag, 29. Juli 2018, 19.30 Uhr
Mediathek Ab Sonntag, 29. Juli 2018, 19.30 Uhr

Die Riesen des Pazifiks leben von den Kleinsten – und es gelingt ihnen tatsächlich, damit ihren enormen Nahrungsbedarf zu decken. 40 Millionen winzige Krebstierchen wandern täglich in den Bauch des Blauwals, des größten Tiers der Welt. Auch der majestätische Manta mit über fünf Metern Spannweite ernährt sich von kleinsten Beutetieren.

Der Appetit der Nomura-Qualle ist so gewaltig, dass ihr ein Maul nicht genügt: Sie verschlingt alles, was ihr in die Fangarme kommt. Zunächst nur so groß wie ein Reiskorn wird sie innerhalb eines Jahres größer als ein ausgewachsener Mann.

Walhaie zählen zu den gefräßigsten Kreaturen im Pazifik, ernähren sich aber ebenfalls von Kleinstlebewesen. Diese Knorpelfische können bis zu 15 Meter lang werden.

Aber auch kleine Ozeanbewohner haben riesigen Hunger. Vor der Küste des kalifornischen Big Sur könnte ein fragiles Ökosystem ohne den Appetit der agilen Seeotter gar nicht überleben. Der von gigantischen Tangen gebildete Kelpwald, der zahlreichen Arten als Unterschlupf dient, wird von Scharen des Roten Seeigels zerstört. Die Stacheltiere verwandeln die Meereswälder in wenigen Monaten in Meereswüsten. Doch zum Glück gibt es den Seeotter, der mit seiner Vorliebe für die stacheligen Fresser zum Förster der Kelpwälder wird. Ein Seeotter kann an einem einzigen Tag mehrere Hundert Seeigel verschlingen und somit ihren Bestand regulieren, aber nicht vernichten.

Die Oliv-Bastardschildkröte sichert ihr Überleben durch die schiere Menge ihrer Nachkommen – eine wahnwitzige Strategie der Natur. Ein grandioses Aufgebot der Schildkröten erlebt man im September an der Küste Costa Ricas. Hunderttausende kehren gleichzeitig zu ihrem Geburtsstrand zurück, um dort ihre Eier abzulegen. Wie sie alle zur gleichen Zeit den Weg dorthin finden, konnten Wissenschaftler noch nicht vollständig enträtseln. Pro Saison vergraben die Schildkröten bis zu 100 Millionen Eier. Rabengeier und andere Raubvögel sowie Hunde fallen erbarmungslos über die Gelege und später über die Jungtiere her, sodass es nur acht Prozent der Kleinen gelingt, das offene Meer zu erreichen.

Teil 2: Labor des Lebens

TV / ZDF: Sonntag, 5. August 2018, 19.30 Uhr
Mediathek Ab Sonntag, 29. Juli 2018, 19.30 Uhr

Vor der Küste Kanadas taucht einer der Pioniere der Tiefseeforschung in das Dunkel der Vorzeit: Phil Nuytten steigt in 150 Meter Tiefe hinab, wo er in einem versteckten Riff direkte Nachfahren der allerersten Mehrzeller entdeckt. Glasschwämme, die es bereits vor 500 Millionen Jahren gab.

Auch andere Boten aus der Urzeit konnten mit der Kamera eingefangen werden. Pfeilschwanzkrebse zum Beispiel, Angehörige eines 440 Millionen alten Clans. Seit etwa 200 Millionen Jahren leben sie nahezu unverändert in den Weltmeeren. Nur wenige Tierarten konnten alle fünf Massensterben, die im Laufe der Erdgeschichte stattfanden, beinahe unverändert überleben. Dem Nautilus gelang dies – für Forscher nach wie vor ein Wunder. Doch viele dieser lebenden Fossilien sind angesichts der dramatischen Eingriffe des Menschen in den Lebensraum nun vom Aussterben bedroht.

Gefährdet sind heute extrem viele Geschöpfe im Pazifik, obgleich ihr Fortpflanzungstrieb zu einer Vielzahl außergewöhnlicher Anpassungen und seltsamer, aber erfolgreicher Verhaltensweisen geführt hat. Im Frühjahr beispielsweise steigen bei Vollmond in der Bucht von Toyama in Japan bis zu einer Milliarde Leuchtkalmare aus den Tiefen auf. Es sind Weibchen, die kommen, um zu laichen und kurz nach der Eiablage in der Bucht zu sterben.

Auch vor den Samoa-Inseln zwischen Hawaii und Neuseeland spielen sich grandiose Spektakel ab. Eine Woche nach dem elften Vollmond jedes Jahres beginnt eine der größten Massenfortpflanzungen der Welt – eine synchronisierte Vermehrung der Palolowürmer, die sich am Mondumlauf orientieren. Im Zuge der Zeit entwickelte die Natur diese atemberaubenden Überlebensstrategien.

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