Roberto Fonseca / Beatriz Aguiar (05/2007)

Kubanische Musik vom Feinsten
Ein neues kubanisches Klaviertalent schickt sich an, die Konzertbühnen der Welt zu erobern und der Erfolg ist ihm sicher: Der Pianist Roberto Fonseca tritt mit seinem vierten Album „Zamazu“ in die Fußstapfen von Chucho Valdés und Gonzalo Rubalcaba. Man fragt sich, wieso Kuba so viele hervorragende Pianisten hervorbringt, ob im Jazz, in der populären Musik oder in der Klassik. Wahrscheinlich ist ein Grund, dass es diese klare Trennung für die dortigen Pianisten weder in der Ausbildung noch im Spiel gibt: Auch der Jazzmusiker Fonseca trat und tritt mit Gruppen auf, die traditionelle kubanische Musik interpretieren, u.a. gab er über 400 Konzerte mit den Musikern des Buena Vista Social Club.

Seine Musik pendelt denn auch klanglich zwischen Theolonius Monk, Guajira und Mozart, zwischen gefühlvollen, stillen Parts und Titeln („Suspiro“/ „Dime que no“) und mitreißender Expressivität, wenn seine Finger wieder einmal über die Tasten rasen und in einem Stück von Abdullah Ibrahim – „Ishmael“ – sie sogar „prügeln“, wie es kubanische Pianisten selten tun.

Roberto Fonseca
Zamazu
enja /Soulfood

Fonseca, ein Anhänger des Yoruba-Kults, widmet den Titel „Congo Árabe“ dem wichtigsten Gott dieser synkretistischen Religion, Changó (St. Barbara).

Gleichzeitig schlägt er musikalisch die Brücke zum Orient (St. Barbara stammte aus der Türkei), indem er als Gastmusiker den begnadeten Gitarristen Vicente Amigo eingeladen hat sowie den Akkordeonisten Toninho Ferragutti, die dem groovigen Stück die „orientalische“ Note verleihen. Fonsecas Spiritualität ist es auch zu verdanken, dass „Zamazu“ mit dem Ausschnitt einer populären kubanischen Messe beginnt.

Begleitet wird Roberto Fonseca von seinem langjährigen Mitspieler aus der Gruppe „Temperamento“, dem Saxophonisten und Flötisten Javier Zaiba, sowie einer kubanisch-brasilianischen Rhythmusgruppe und Gästen wie u.a. der Sängerin Omara Portuondo oder dem Bassisten Orlando ‚Cachaito‘ López, die er beide beim Buena Vista Social Club kennen gelernt hat. Kubanischer Jazz, kubanische Musik vom Feinsten.

 

Sanfte Töne aus Uruguay
Wer melancholische und romantische Lieder und Balladen aus Lateinamerika schätzt, sollte sich die neue CD der uruguayischen Sängerin und Malerin Beatriz Aguiar anhören. Auf ihr singt sie mit ihrer sanften Stimme traditionelle und zeitgenössische Lieder und verbindet in der Interpretation ihre Erfahrungen aus Lateinamerika und Europa. Denn 1990 zog sie in die Niederlande und arbeitete dort mit vielen einheimischen und lateinamerikanischen Künstlern zusammen, u.a. in den beiden bekannten Bands Nueva Manteca und Rumbatá.

Beatriz Aguiar
Mi Canción
Connecting Cultures/ galileo mc

Auf „Mi Canción“ dominieren die ruhigen Klänge, abgesehen vom jazzigen Stück „2“ und den beiden folkloristischen Titeln „7“ und „14“.

„7“ ist ein candombe, basierend auf dem gleichnamigen Rhythmus, der mit den afrikanischen Sklaven nach Montevideo kam und dort seit über 200 Jahren den „Herzschlag“ Uruguays bestimmt. Die chacarera hingegen ist ein ländlicher Tanz aus dem Norden Argentiniens, der für dieses Album modern arrangiert wurde. Aus dem großen Nachbarland im Süden stammt auch das Stück „10“, das mit seiner Instrumentierung an die Musik aus den Anden erinnert, während das sanfte „11“ den anderen großen musikalischen Einfluss Uruguays repräsentiert, die brasilianische Musik. Ein umfangreiches Booklet rundet den Musikgenuss ab.

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