Klingende Weihnachten (12/2013)

Als vor elf Jahren drei deutsche, klassisch geschulte Musiker (Klazz Brothers) nach Kuba reisten, um dort Konzerte zu geben, spielten sie auch einige Jamsessions mit Kubanern und stellten fest, wie gut sie miteinander harmonierten. Aus der Zusammenarbeit mit Alexis Herrera Estevez und Elio Rodriguez Luis entstand 2003 das Album „Classic meets Cuba“, das einen „Echo“ erhielt und für den Grammy nominiert wurde.

Klazz Brothers & Cuba Percussion
Classic meets Cuba II
Sony Music

Nun haben die Kla(ssik) und (Ja)zz Brothers nachgelegt und Teil 2 eingespielt. „Aus der einzigartigen Verbindung von klassischer europäischer Musiktradition mit Elementen des Swing und Latin Jazz und der nahezu unendlichen Vielfalt kubanischer Rhythmen hat das Quintett ein völlig neues Klangbild kreiert“, heißt es im Begleitzettel und das stimmt. Allerdings funktioniert es mal mehr mal weniger gut. Während die kubanischen Rhythmen mit Vivaldis „Sommer“ oder Bachs „Menuett“ sehr gut harmonieren, wird das bei der 9. Symphonie, die zum Mambo mutiert, schon schwieriger, und geht z.B. bei der „Overtüre 1812“ von Tschaikowsky gar nicht auf, wo der Gesang und das Klatschen simpel, blöd und kitschig klingen. Schade ist auch, dass aus kommerziellen Gründen nur populäre Kompositionen ihren Weg auf dieses Album gefunden haben. Aber zum Fest passt dieses Album gut, da es Abwechslung ins Repertoire bringt.

Ganz auf Weihnachten zugeschnitten (inkl. einer spanischen Vokalversion von „Stille Nacht, heilige Nacht“) ist das Album von Luis Frank Arias (siehe Interview caiman 08/ 2013) und dem Pianisten Guillermo Rubalcaba. Sie gestalteten es im Stil eines Liederabends und wählten dazu einige kubanische Klassiker aus („Veinte años“, „El manisero“…), aber auch Hits wie „As time goes by“ und die spanische Version von „Autumn leaves“ (instrumental).

Luis Frank Arias / Guillermo Rubalcaba
Noches cubanas en el Café del Mar
Connector Rec./ Termidor

Ich bin kein Fan von Liederabend-Musik, aber die musikalische Qualität dieser beiden Solisten ist unzweifelhaft groß und die Interpretationen müssen sich nicht hinter den Originalen verstecken. Auch hier gilt, dass mit diesem Album Abwechslung ins heimische Weihnachtsrepertoire kommt.

Das Label Putumayo kümmert sich schon früh um seine Kundschaft und hat deshalb die wunderbaren Reihen „Playground“ und „Dreamland” für Kinder aufgelegt. „Latin Dreamland“ enthält 10 Lieder, darunter Wiegenlieder aus Mexiko und Brasilien, instrumentale und vokale Schlaflieder aus Argentinien, Peru oder Kolumbien (allerdings mit dem mexikanische Lied „Cielito lindo“).

Diverse
Latin Dreamland
Putumayo

Dabei schlafen alle Kinder ein… und hoffentlich nicht zu früh, damit sie alle schönen Lieder hören können.

Im September 2013 jährte sich zum 40. Mal der Militärputsch in Chile, der einschneidende Folgen für das Land und seine Menschen hatte. Das wird einem auch bewusst, wenn man die Begleittexte in dem CD-Buch „Vivir en libertad“ liest, in denen es um die Geschichte der Gruppe Inti Illimani geht, aber auch um chilenische Exilanten und ihre Kinder in der BRD und der DDR, begleitet von einigen Fotos. Inti Illimani nennen ihr 16jähriges Exil in Italien – sie befanden sich während des Putsches 1973 gerade auf Europatournee – die „längste Tournee aller Zeiten“. Das Exil schweißte die Gruppe zusammen und ließ sie zu einer der wichtigsten Stimmen des politisch fortschrittlichen Lateinamerikas werden, gerichtet gegen Militärdiktaturen, soziales Elend und andere gesellschaftliche Mißstände, die in ihren Texten angesprochen werden.

Auch musikalisch gehörte die Gruppe zu den „Revolutionären“, verband sie doch chilenische / lateinamerikanische Folkloremusik und ihre Instrumente mit modernen Stilen wie Jazz oder Rock. 1989 kehrte sie nach Chile zurück.

Inti Illimani Histórico
Vivir en libertad
Heupferd Musik Verlag

Auf den beiden CDs finden sich wunderbare Lieder aus allen Epochen der Gruppe, eines auch mit italienischem Text, was ihrer Exilheimat geschuldet ist. Eingespielt wurden die Titel im Jahr 2006 (CD I) und 2008 (CD II, live) von Inti Illimani Histórico, seit dem Jahr 2004 bestehend aus drei alten Mitgliedern und drei neuen, jungen Musikern, die sich nach einem Urheberrechtsstreit um den Gruppennamen und einem Vergleich von anderen alten Mitgliedern (mit neuen Mitmusikern) abgrenzen mussten, die sich weiterhin Inti Illimani nennen. Die Musik aber bleibt unverändert (schön), darunter auch Kompositionen von Victor Jara und Patricio Manns, und die meisten Themen sind heute so aktuell wie damals (Armut, Ungerechtigkeit etc.). Standesgemäß beendet „El pueblo unido“ das Konzert! Nicht nur für historisch Interessierte ein schönes Geschenk!

Cover: amazon