Juana Molina trifft Roberto Fonseca

So entsteht aus etwas Schlechtem etwas Gutes: Als Juana Molina im Juli 2018 auf dem Festival im dänischen Roskilde auftreten sollte, hatte die  Airline das gesamte Bandequipment vergessen zu transportieren, bis auf Juanas Gitarre. Die Band beschloss, trotzdem aufzutreten und nutzte ein paar Instrumente, die schon auf der Bühne standen, musste aber sehr reduzierte Versionen ihrer Songs spielen.

Juana Molina: Forfun
Juana Molina
Forfun
Crammed discs 293EP

Die Argentinierin, schon zuvor für avantgardistische, schräge und abwechslungsreiche Musik bekannt, die sie mal als „folktronica“ bezeichnete, hat aus diesem Auftritt die Idee zu ihrer EP Forfun mitgenommen. Vier energiegeladene, laute Versionen von Songs aus drei ihrer Alben transportieren den Geist von Punk und Improvisation, auch wenn sie nun im Studio eingespielt wurden. Die Songs und der Gesang erinnern an die 70er-Punkbands X-Ray Spex oder The Slits. Mein Favorit hierbei: „Un día punk“, treibend, laut und in bester Tradition des anglophonen Punkrocks.


Obwohl Roberto Fonseca den ersten Titel seines neuen Albums in einer Krisenzeit geschrieben hat, klingt „La llamada“ eher locker und fröhlich, auch wegen des dezenten Hintergrundgesangs des Frauenchors „Gema 4“. Sein neues Album „Yesún“ ist erneut sehr abwechslungsreich, afrokubanische Musikstile fließen zusammen mit Jazz, Funk, Hiphop und klassischer Musik zu einem harmonischen Ganzen. Dafür steht auch der Titel, der sich aus den Namen der beiden Santería–Göttinnen Yemayá und Ochún zusammensetzt, u.a. zuständig für Flüsse und Meere.

Roberto Fonseca, Yesun
Roberto Fonseca

Yesún
Wagram

Fonseca bezeichnet sich als „Kind der beiden Wasser“. Schon im zweiten Titel merkt man, wie gut das funktioniert, wenn orientalische Einflüsse – geschuldet dem franko-libanesischen Gasttrompeter Ibrahim Maalouf – mit Rumba und Cha-Cha-Cha eine organische Verbindung eingehen, die direkt in die Beine geht. Es setzt sich fort mit einer funky Hammondorgel und Rapgesang („Cadenas“) sowie Anklängen an alte Meister in der ergreifenden Klavier-Cello-Ballade „Port tí“, die dem klassisch ausgebildeten Fonseca nur so aus der Hand fließen, der auf manchen Titeln auch die Vocals beiträgt. Mit (Latin-)Jazz, Funk und Pop geht es weiter, mit „Aggua“ und „No soy de esos“ sind sogar zwei potentielle „Clubhits“ auf dem Album.

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