Valencias Stadt der Künste und Wissenschaften

Valencia läge an dem Fluss Turia, wenn er noch existierte und in den 80er Jahren nicht umgeleitet worden wäre. Nun trennt nur noch sein gewaltiges Flussbett die Alt- von der Neustadt. Fast auf der gesamten Länge zum Park umfunktioniert scheint das Bett aber jederzeit gewappnet, alle möglichen ankommenden Wassermassen aufnehmen zu können und in das nahe Meer zu geleiten. So sind auch alle Brücken, die die Stadtteile dies- und jenseits des Flusses verbunden haben noch voll betriebsfähig und nach wie vor im Einsatz. Gar so als erwarteten sie die Fluten erneut.

Stadtplanerisch stellt der immense neu geschaffene Raum in zentraler Lage ein gefundenes Fressen dar. So sollte man meinen, dass die ansonsten wenig mit Grünflächen verbundenen Stadtherrn mit Bagger und Kran zur Tat schreiten. Dem ist aber nicht so. Vielmehr scheinen sie ganz dem Grundsatz zu folgen: Neugeschaffenes müsse mindestens so skurril anmuten, wie der Geisterfluss an sich. Und so holten sie einen vor Ewigkeiten in die Ferne gezogenen Sohn der Stadt zurück, der weltweit den höchsten architektonischen Ruhm erlangt hat: Santiago Calatrava. Stadtplanerisch stellt der immense neu geschaffene Raum in zentraler Lage ein gefundenes Fressen dar. So sollte man meinen, dass die ansonsten wenig mit Grünflächen verbundenen Stadtherrn mit Bagger und Kran zur Tat schreiten. Dem ist aber nicht so. Vielmehr scheinen sie ganz dem Grundsatz zu folgen: Neugeschaffenes müsse mindestens so skurril anmuten, wie der Geisterfluss an sich. Und so holten sie einen vor Ewigkeiten in die Ferne gezogenen Sohn der Stadt zurück, der weltweit den höchsten architektonischen Ruhm erlangt hat: Santiago Calatrava.

Calatrava wurde am 28. Juli 1951 in Valencia geboren. Zunächst blieb er in der Heimat, um Architektur zu studieren, dann zog es ihn nach Zürich. Dort promovierte er 1981 in Bauingenieurwesen. Ein Jahr zuvor hatte er in der Schweizer Metropole sein erstes Konstruktionsbüro eröffnet. 1989 folgte ein zweites in Paris. Sein futuristischer Stil ist heute überall auf der Welt gefragt. Zu seinen realisierten Projekten gehören etwa das just fertiggestellte 280 Meter hohe Wohnhaus Turning Torso in Malmö, wie auch eine Reihe von Brücken: Alamillo-Brücke in Sevilla, Puente de la Mujer in Buenos Aires, Kronprinzbrücke in Berlin und die Europabrücke in Orléans und nun auch die Stadt der Künste und der Wissenschaften in Valencia.

Folgt man dem Flussverlauf, so stößt man zu Beginn der Stadt auf einen riesigen Fisch, der sich den Turia entlang in Richtung Mittelmeer vorarbeitet. Je mehr man sich dem Ungetüm nähert, desto verspielter wird es und bietet der Vorstellungskraft jedes Einzelnen grenzenlose Imaginierfreuden: Kugelfisch, Ameisenkopf, Raumschiff oder vom Bug auch als Weißer Hai interpretierbar, der dem, wenn auch von der Grundform her ähnlich gearteten aber zunächst nicht eindeutig zuordbaren kleinerem Gebäude hinterher jagt. Bei dem Jäger handelt es sich um den Palast der Künste, der fast fertig gestellt ist und noch in diesem Jahr den Durst von 5000 gleichzeitigen Besuchern mit Theaterspektakel, Opernaufführungen und Ausstellungsräumen stillen soll. Der gejagte entpuppt sich nach genauerer Betachtung als menschliches Auge, das des Nachts über ein hydraulisches Augenlid in die Nacht blinzelt. Dieses Gebäude, vom Architekten L’Hemisfèric getauft, beherbergt ein Kino, dessen halbkreisförmiger Innenraum mit einer 900 Quadratmeter großen Leinwand überzogen ist, und ein Planetarium. Der längste Bau, das dritte Gebäude, der Wissenschafts- und Technologie-Palast, unter der Schirmherrschaft Prinz Felipes, ist einer gleichförmigen Welle nachempfunden. Von innen erinnert die Konstruktion an ein überdimensionales Fischgerippe. Parallel dazu verläuft eine bepflanzte Passage, deren Gittergerippengewölbe ebenfalls Wellenbewegungen vollführen. Dieser Teil der Anlage nennt sich L’Umbracle und dient als großzügig angelegter Zugangsbereich zur Ciudad de las Artes y las Ciencias, sowie als Oase der Erholung von den in ihrer Fülle erschlagenden Eindrücken, die die weiteren Gebäude von innen und von außen bereit halten.

Komplettiert wird die Stadt, die die Symbiose von Kunst und Wissenschaft thematisiert, vom L’Oceanogràfic, einer begehbaren Unterwasserwelt, die den Besuchern einen Querschnitt durch die Flora und Fauna der Ozeane bietet. Das Ozean-Museum liegt ein wenig abseits der anderen Gebäude. Von den fünf Gebäudekomplexen ist es aber auch das einzige, das nicht von Santiago Calatrava gestaltet wurde, sondern die Handschrift des Architekten Felix Candel trägt.

Insgesamt ist das fast vollendete und größten Teils in Betrieb genommene Projekt der Stadt der Künste und der Wissenschaften ein beeindruckender Zugewinn für Valencia und auf jeden Fall einen Besuch wert. Und natürlich kann man diesen mit der Besichtigung des bei Tag und Nacht reizvollen Zentrums der mit einer Dreiviertel-Million Einwohner drittgrößten Stadt Spaniens kombinieren.

Infos:

Ciudad de las Artes y de las Ciencias: http://www.cac.es
Santiago Calatrava: http://www.calatrava.com