Café Cubano und Gilles Peterson (04/2010)

Diverse
Café Cubano
Putumayo/ Exil 91400-2

Der erste Titel auf dieser sehr guten Kompilation mit aktueller kubanischer Musik dürfte Anhängern der kubanischen Revolution nicht gefallen. Mit „El Chacal“ ist nämlich Che gemeint. Der im US-Exil geborene José Conde hat sich die berühmte Hommage an den Che, „Hasta siempre comandante“, von Carlos Puebla genommen, die Musik modernisiert und mit einem kritischen Text versehen, der hart mit den Gewalttaten des Revolutionshelden ins Gericht geht. Hochpolitische Musik, die gleichzeitig tanzbar ist.

Dann folgt ein Klassiker der kubanischen Musik. „Lágrimas negras“ von Miguel Matamoros, hier in der beschwingten Version von Ignacio Carrillo. Interessanter als solche „Hits“ sind aber die Eigenkompositionen der außerhalb der Insel weniger bekannten Musiker. Der von der Regierung immer wieder schikanierte und mit Zensur belegte Liedermacher Pedro Luis Ferrer zum Beispiel, dessen letztes Album in Kuba auch wieder nicht erscheinen durfte. Hier präsentiert er zusammen mit seiner Tochter eine ländlich klingende Ballade. Ein weiteres schönes Beispiel dieser música campesina ist die guajira „Pincel campesino“ von German Obregón. Es folgen weitere zeitgenössische Interpretationen von bekannten Genres wie dem Bolero.

Einzig Kelvis Ochoa, der heute in Spanien lebt, präsentiert mit „Fue una de mambo“ ein Stück, das kubanische Melodik mit leichter Elektronik und Reggaerhythmen vereint. Zugleich Schluss- und Höhepunkt einer gelungenen Zusammenstellung.

Diverse
Gilles Peterson presents Havana Cultura
Brownswood Records

„Pa’ gozar“, also „zum Genießen“ heißt der erste Track auf der Doppel-CD „Havana Cultura – New Cuba Sound“, und gibt damit das Motto vor. Tatsächlich hat der britische DJ Gilles Peterson, der im Auftrag des Unternehmens „Havana Club“ für dieses Projekt verantwortlich zeichnete, es geschafft, nicht nur viele junge Musikertalente zu Sessions zusammen zu trommeln, sondern auch einen faszinierenden Sound zu erzeugen.

Mit Hilfe des Jazzpianisten Roberto Fonseca, der als Co-Produzent fungierte, fand Peterson Künstler wie den Rapper Kumar, den Sänger Francis del Rio oder die Sängerin Mayra Caridad Valdés, die gemeinsam mit dem Hiphop-Duo „Obsesión“ und anderen sowie der Jazzband von Fonseca auf CD 1 eine elektrisierende Jamsession hinlegen, die sich über 12 Titel erstreckt. Traditionelle Musik vereint sich mit elektronischen Klängen, Jazzläufen und Rapgesang und bietet viel Raum für kubanische Percussion.

Die zweite CD präsentiert zusätzlich zu den o.g. Künstlern weitere junge Musiker wie das Reggaetón-Trio „Gente de Zona“, die Liedermacherin Yusa, den Sänger Descember Bueno oder die Gruppe „Cubanito 20.02“. Einige Titel vereinen scheinbar unvereinbare Künstler wie den Pianisten Tony Rodríguez und den DJ Wichy. Alle Stücke sind innovativ, spannend – vor allem die Fusionen – und häufig auch tanzbar.

Wer über die neuen Entwicklungen in Kubas Szene informiert sein und gute Musik hören möchte, der kommt an „Havana Cultura – New Cuba Sound“ nicht vorbei.

Cover: amazon